( DAF 66 Coupé / Der Beginn einer Leidenschaft )

Es war im Jahr ´96 (ich also 16Jahre alt) als der Wunsch nach einem eigenen Auto immer größer wurde. An Moppeds hatte ich jetzt genug rumgeschraubt, ich wollte mehr *g*!. Zwar war es nicht ganz einfach insbesondere meine Mutter von diesem Vorhaben zu überzeugen, aber eine leer stehende Garage bei meinen Großeltern war da ganz hilfreich. Außerdem wollte ich von dem Tag an wo ich den begehrten Lappen besitze ja auch mein Auto fahren, und nicht erst dann anfangen es herzurichten. Nun musste man sich zunächst erstmal im klaren darüber sein, was man überhaupt will, das Angebot ist schließlich riesig. Im Lastenheft auf der Suche nach einem geeigneten Modell standen für mich folgende Punkte :

Das Auto muss eine möglichst interessante sowie zuverlässig funktionierende Technik haben
Es muss ohne Probleme und billig Ersatzteile geben
Der Unterhalt muss sich ebenso günstig bestreiten lassen
Das Auto muss einfach Spaß machen
Es muss mit überschaubarem Aufwand TÜV Fähig sein

Zur Debatte standen unter anderem Citroén 2CV,Trabbi,Wartburg 311, Renault R4,alle DAF Modelle etc. Die Ostdeutschen Vertreter schieden aber schon in der Vorrunde aus, auf Zweitakter hatte ich keine Lust mehr. In der Endausscheidung standen dann eigentlich nur noch die Ente und der DAF. Und so hab ich die Suche dann ein wenig intensiviert. Da gab es einen DAF 44 und einen Volvo 66 die bei einem Volvo Händler in der Nähe standen. Den Volvo 66 hätte ich geschenkt haben können, der war aber einige Zustandsnoten von meinen Vorstellungen entfernt, und so hab ich dankend abgelehnt. Etwas später hat übrigens Markus Lux diesen Wagen gekauft (!). Der 44 war da schon interessanter, lag aber kurz vor Vertragsabschluss deutlich über meinen Finanziellen Vorstellungen und Möglichkeiten. Gekauft hat diesen 44 dann ein anderer DAF-Freak aus der Nähe, bei dem steht der DAF noch Heute in der Garage. Bei einem örtlichen VW Händler stand hinter der Werkstatt zu der Zeit eine graue Charleston Ente. Vom Zustand her genau das was ich gesucht habe. Rahmen und Boden waren in super Zustand. Für den TÜV wären nur jede Menge Kleinigkeiten zu erledigen gewesen, nix schlimmes. Leider hatte der Händler den Erpel zu dem Zeitpunkt schon jemand anders versprochen. In der Zwischenzeit hab ich dann immer mehr Literatur verschlungen, und war mehr und mehr von der DAF Konstruktion angetan, und das obwohl ich noch nie mit so einem Wagen gefahren war. In der Markt entdeckte ich dann die Offerte eines "DAF 66 Coupé,Bj.´73,gelb,Technik Zustand 1,rest 4,Preis VB." Das klang einfach zu gut, und so habe ich zusammen mit meinem Vater den DAF in Jöllenbeck besichtigt. Der Zustand des DAF entsprach in etwa meinen Vorstellungen, der Preis kam mir zwar ein wenig hoch gegriffen vor. Aber wie das halt so ist wenn man vor dem Objekt seiner Begierde steht…….Ich war einfach von Anfang an total begeistert von dem Autochen ! Es war ein schickes Coupé in Neona-Gelb, und es fuhr, und diese geniale Holzimitation am Armaturenbrett…...Ich hatte den Wagen ja eigentlich schon gekauft als das Garagentor aufging, und war dann umso erleichterter als mein Vater nach genauer gemeinsamer Inspektion des DAF grünes Licht gab. Hat sich nur die Frage gestellt, wie man den Wagen jetzt am besten von Jöllenbeck bei Bielefeld bis nach Petershagen bei Minden bekommt, denn dort ist die leer stehende Garage meiner Großeltern. Die Lösung verbarg sich in Form eines Abschleppseils im Citroén BX meines Vaters :-) . Nach dieser Tour, war ich erstens bis aufs Hemd durchgeschwitzt - es war Hochsommer - und zweitens fertig mit den Nerven. Das ist schon ein interessantes Fealing, wenn man Stundenlang eine Handbreit hinter dem Zugfahrzeug hergezogen wird, und immer um den nächsten Bremsvorgang bangen muss ……. Hat aber alles Prima geklappt. Der Verkäufer des DAF hat mir übrigens noch erzählt das ein paar Tage vorher schon mal ein Interessent aus Sundern den Wagen besichtigt hat, welcher wohl noch mehrere DAF besitzt . Das hat mich dann doch sehr verwundert. Den einzigen DAF den ich mal in Sundern gesehen hatte, war ein roter 44, und das war auch schon ein bisschen her.

In der nächsten Zeit hab ich meinen geliebten DAF dann nur selten gesehen, immer nur wenn wir mal zu Besuch bei Oma und Opa waren. Petershagen ist leider gut 130km von zu Haus entfernt. Dafür hatte ich jetzt die Möglichkeit mich eingehend mit der Historie etc. meines DAF zu beschäftigen, und außerdem dem DAF Club Deutschland e.V. beizutreten. Einen Beitritt in diesem Club kann ich nur jedem DAF Besitzer ans Herz legen.

Ein Jahr später haben wir den DAF denn mit einer roten Nummer von Petershagen nach Sundern überführt, und das wo er bis dahin nur rumstand ! Er hat uns aber ohne jegliche Probleme nach Hause gebracht, und lief wie ein Schweitzer Uhrwerk. Ich glaube, das war bis jetzt die längste Strecke die ich in einem meiner Autos auf dem Beifahrersitz verbracht habe *g*.

Ich habe den DAF in der nächsten Zeit dann soweit ich das konnte für den TÜV vorbereitet. Es mussten dann nur noch die Bremsen instand gesetzt werden. Da ich aber bis jetzt an den Bremsen eines Auto noch nie gearbeitet hab, hab ich entschlossen dies schon allein aus Sicherheitsgründen jemandem mit Erfahrung zu überlassen. Da wir schon länger einen Daihatsu als Zweitwagen besessen haben, und mit der Werkstatt sehr zufrieden waren haben wir den DAF dann zum Autohaus Toch in Arnsberg gebracht mit dem Auftrag : Restarbeiten erledigen und TÜV neu machen. Dieses Autohaus war vor der ´Reiskocherära´ übrigens eine DAF Vertretung. Womit klar sein dürfte das sich der Meister sehr rührig um meinen Wagen gekümmert hat, es waren halt alles vertraute Handgriffe für Ihn. Leider gibt es diese Werkstatt nun schön länger nicht mehr, da Herr Toch für alle sehr überraschend gestorben ist.

Alles in allem hatte ich nun ein sehr schickes sowie gleichermaßen Interessantes Auto mit zwei Jahren TÜV, welches mich bis es zulassungsfertig vor mir stand ca. DM 1000 gekostet hat.

Mit bestandener Führerscheinprüfung durfte ich dann auch zum ersten mal ´offiziell´ hinter dem Volant meines DAF platz nehmen. Das fahren mit dem Coupé macht wirklich Spaß, an der Ampel ist man immer der erste der weg ist, das sorgt bei den übrigen Verkehrsteilnehmern mitunter für sehr sparsame Blicke *g*. Da kann man die Vorteile der stufenlosen Variomatic dann voll ausspielen. An das fahren ohne Kupplungspedal hab ich mich denn auch genau so schnell gewöhnt wie an die stufenlose Beschleunigung. Warum werden heute eigentlich noch Autos gebaut, in deren Getriebe man Zahnräder hin und her schieben muss ??? Erwähnt sei noch die gute Gewichtsverteilung, Motor vorn - Vario hinten, sowie der daraus resultierende Heckantrieb. Diese Kombination, gepaart mit dem üblichen Sauerländer Regenwetter und der örtlichen Topographie lässt auch erklären weshalb ich an den Seitenfenstern des Coupés immer tote Fliegen kleben hatte *g* !! Vom Winter will ich jetzt mal ganz absehen … :-)

In den nächsten zwei Jahren musste der DAF dann für alles herhalten. Dies tat er auch mit einer überraschenden Selbstverständlichkeit. Größere Defekte gab es eigentlich nie. Über die Zeit ist mir der DAF dann richtig ans Herz gewachsen, ich schätzte ihn als treuen Begleiter und kalkulierbare Größe. Einige "Verbesserungen" musste der kleine aber schon über sich ergehen lassen. So hab ich z.B. die vordere Stossstange demontiert und ihn mit Entenblinkern ausgerüstet, das steht dem Wagen sehr gut wie ich finde. Es folgten Aluräder, eine ´anständige´ Musikanlage, Pilotensitze etc…..

Bislang hab ich an dem Wagen dann alles alleine gemacht, da ich ja in der Nähe keine Leute kannte die auch einen DAF haben. Dies änderte sich schlagartig mit der Anzeige in einem Automobilmagazin. Dort hatte ich eine Suchanzeige (ich glaub für Sitze) aufgegeben. Gemeldet hat sich dann Markus Lux der, wie sich herausstellte, keine drei Minuten von mir entfernt wohnt und schon seit Jahren DAF fährt, sammelt, und ausschlachtet. Schnell wurde dann auch klar, wer aus Sundern sich noch den DAF seinerzeit in Jöllenbeck angeguckt hatte ….. Erste Kommentar von Markus : "Ach, du hast die Kiste gekauft ?! War mir zu schlecht und zu teuer !"

Ja, so war das damals. So fing alles an !

Zusammen mit Markus haben sich dann viele neue Möglichkeiten ergeben, und ich hab schnell gemerkt das man zusammen wesentlich schneller zu Resultaten gelangt, als wenn man weiter alles alleine für sich macht. Außerdem macht das Hobby alleine auch nur halb so viel Spaß. Benzingespräche und Bastelexzesse gehörten von nun an dazu.

Zwei Jahre inklusive der Winter haben dem Coupé dann aber doch Substanziell zugesetzt, und so hab ich mich entschlossen nach etwas neuem Ausschau zu halten. Natürlich musste es wieder ein DAF sein, was sonst. Gerne diesmal eine Limo, im Coupé wurds mir besonders nach Einbau der Pilotensitze nach oben hin doch recht eng. Die Marathon Version könnts dann auch ruhig sein, wenn schon denn schon.

Was draus geworden ist, lest ihr dann in einer andern Geschichte :o)

Status: Das gelbe Coupé wurde von mir und Markus geschlachtet, leider. Der Motor aus dem Wagen tut Heute in Markus 66 YA dienst.