Ford Capri / Kommen wir nun zum Sport

Wer hat nicht schon einmal von ihm gehört, dem oft kopierten und selten erreichten Fund des Grabes von Ramses III der Oldtimer-Szene. Na klar, der Scheunen- bzw. Garagenfund. In der heutigen Zeit des digitalisierten Zeitalters presänter denn je – eBay sei Dank. Was hab ich nicht schon alles offeriert als Scheunenfund gesehen, in den meisten Fällen wohl eher zu unrecht deklariert zu dessen, als was es grad eben angeboten wird.

Hier also nun zur Abwechselung die kleine Geschichte eines sehr authentischen Garagenfundes wie man sich ihn wohl vorstellt und wünscht.

Ich stand so da und schliff die Achsschwinge eines DAF 55 mit der Flex blank, als plötzlich jemand im Garagentor stand, den ich zuvor noch nie gesehen hatte. Der junge Mann stellte sich vor als neuer Mitbewohner des Mietshauses, erklärte mir das er gerade im Begriff sei ein zu ziehen, und stellte mir folgende Frage : „ Ihr macht doch mit Oldtimern hier, kauft ihr auch welche ?“. „ Kaufen eher weniger, schau, die Garage ist voll mit Arbeit, und Geld ist auch chronisch knapp, ist ja alles nur Hobby, aber worum geht’s denn ?“ Erwiederte ich. „ Meine Mutter will ihr Haus verkaufen, in der Garage steht ein alter Ford, der soll weg, ihr könnt ja mal hinfahren und schauen.“
Das alles war im Prinzip auch schon die Kerninformation. Um welchen Typ es sich bei ´dem alten Ford´ handelt, wusste er nicht, wohl aber das der Preis eher Nebensache ist, da das Feld geräumt werden muss.

Nun gut, Ford passte mir zwar eher garnicht ins Konzept, aber bei solch einem Angebot kann wohl niemand wiederstehen wenigstens mal unverbindlich geguckt zu haben, zumal der Wagen auch im Ort stand.

Ortstermin, Sonntag Nachmittag, wir stehen in einem Gut Bürgerlichem Wohnviertel vor einem etwas vernachlässigtem aber ansonsten ansprechendem Wohnhaus. Die Begrüßung lautet auf : „Ah, sie kommen wegen dem Oldtimer, mein Sohn erzählte mir von ihnen. Ich komme gleich raus und bring den Garagenschlüssel mit.“ Mir schossen nun sämtliche Modelle durch den Kopf auf welche die Beschreibung „alter Ford“ passen könnte und ich fragte mich was uns wohl erwarten würde. Meine Befürchtungen hießen Fiesta, Escort, Sierra und Co.

Nun schloss die gute Frau das Garagentor auf, lupfte es hinauf, und siehe da -yeah baby yeah- uns blinzelte ein Goldmetallicfarbener Ford Capri mit Vinyldach entgegen ! In dem Moment war der Wagen für mich gekauft, und wir begannen ihn zu untersuchen. Die Karosse wurde von der braunen Pest leider nicht verschont. So zeigte sich Rost im Motorraum, am Unterboden an den Kotflügeln etc. Die Ausstattung beschränkte sich auf ein Minimum. Vier Zylinder und ebensoviele Gänge reichten dem Erstbesitzer wohl zum ford-kommen. Der Wagen stand nun schon etliche Jahre, und so war zu vermuten das die Technik auch nicht eben in Bestform anzutreffen ist. Innen wurde er offenbar immer gepflegt. Der Tacho zeigt 85tkm, und bestätigt so den allgemein gut gepflegten Zustand des Coupés. Die Preisverhandlungen waren schnell abgeschlossen -da sie praktisch nicht statt finden brauchten- und so sollte unser Raritäten-Kabinett wieder um eine Attraktion reicher sein.

Interessanter Weise hatte die Frau das Haus wohl vor ein paar Jahren von einem Onkel oder der gleichen geerbt, und schon zu dieser Zeit stand der Capri in der Garage herrum.

Der Capri als solcher ist ja jedem ein Begriff, und ich denke jeder würde gern mal eine Probefahrt in einem unternehmen. Für mich bis dahin ein Auto wo ich immer gedacht hab : Ja, nicht schlecht, geile Optik, da würd ich nicht nein sagen wollen. Ok so denke ich noch über ein paar Hundert weitere Autos, aber nun halt ein Capri – why not ?! Man muss die Feste eben feiern wie sie fallen.

So wurde der Capri dann hinter meinem Volvo 66 Heim gezogen und zunächst genauer untersucht. Es war klar, wenn eben möglich muss die Flunder zum laufen gebracht werden. Ich war heiß drauf, ganz klar, und legte umgehend Hand an. Der Vergaser wurde zu ein paar Schwimmübungen im Ultraschallbad überredet, was dem Motor neben einem kleinen Zündungsservice wieder Leben einhauchte. Als nächstes standen die Bremsen zur Gegenüberstellung bereit. Hinten unschuldig, vorn komplett schluldfähig. Sättel fest, Scheiben oxidiert, Schläuche zugequollen. Hm, „na toll“ dachte ich, da inzwischen klar war das der Ford bei uns leidiglich ein Gastspiel haben sollte, und somit Investitionen zu vermeiden waren. Aber jetzt wollte ich es auch wissen, schließlich schnurrte er ja schon wie ein Kätzchen. Also Bremsschläuche demontiert und ab zum Örtlichen Ford-Dealer. Der schlug denn auch die Hände über seinem Kopf zusammen als er hörte nach was ich verlangte. Er verzettelte sich in diversen Ersatzteillisten, Computerprogrammen und telefonierte schließlich mit einem Händlerkollegen wo man denn noch diese Schläuche auftreiben könnte. Es war Samstag-Morgen und ich wäre nur zu gerne mit den Dingern aus dem Laden gegangen um den Capri fahrbereit zu machen. Nun kam der nette Mitarbeiter und versuchte mich zu vertrösten. Er müsse die originale Ersatzteilnummer heraus bekommen und dann bestellen. Ich zögerte nicht lange, drückte ihm die Muster in die Hand und bat ihn doch mal ins Lager zu gehen um einen visuellen Vergleich vor zu nehmen. Und siehe da, nach wenigen Minuten schon schoss ein breit grinsender Ford-Mitarbeiter um die Ecke und hielt voller Freude zwei passende Bremsschläuche in den Händen ! Er war sichtlich erstaunt : „ Da kann man mal sehen was wir noch alles auf Lager haben!“ wonach ich mir ein wirksames : „Na dann sind Sie ja diese Ladenhüter endlich los!“ nicht verkneifen konnte.

Nachdem dann auch der Rest der Bremsanlage in Ordnung gebracht war, stand einer Probefaht nix mehr im Wege. Inzwischen war der Wagen auch gereinigt und komplett durchgeprüft.

Um es auf den Punkt zu bringen - man muss es mal erlebt haben ! Die tiefe Sitzposition, geduckte Haltung, die endlose Haube vor einem, der blechgewordene „Powerdome“auf selbiger, vor Augen das einmalige Cockpit, auch der Sound spielt mit ! Auch wenn der Motor keine 100PS bereit stellt, macht es tierischen Spaß den „Sportwagen“ durch die Kurven fliegen zu lassen. Die direkte Lenkung und das knackige Getriebe tragen ihren Teil zum Ensemble bei.

Ja, so und nicht anders stellt man sich ein wirkliches Sportcoupé vor ! Einziger Nachteil : Der Wagen scheint für große Menschen nicht gebaut worden zu sein. Zwar hat man wirklich ausreichend Platz innen, aber mein Knie verklemmte sich beim Kuppeln immer wieder zwischen Lenkrad und Gürgriff- was einer sportlichen Gangart nicht gerade förderlich ist.

Egal, spätestens wenn man ausgestiegen ist und sich an der 70er Jahre Porno-Style Optik ergötzt ist dies vergessen !

Inwischen haben wir den Capri an einen Ford-Schrauber weiter gereicht, und hoffen das er nun von Grund auf restauriert wird – er hat es verdient, ehrlich !

Rückblickend war der Ford Capri interessante Erfahrung und angenehme Abwechselung gleichermaßen. Man muss sie halt nur feiern wie sie fallen ... die Feste im Leben.

Kleiner Appettithappen gefällig? Bitteschön : http://people.freenet.de/vandoorne/caprihp.wmv :o)

Status : keep on cruising